Schenk von Stauffenberg ist der Name eines katholischen, schwäbischen Uradelsgeschlechts, dessen reichsritterschaftliche Herrschaften Wilflingen, Amerdingen, Rißtissen, Lautlingen, Greifenstein, Geislingen und Jettingen 1803 durch Mediatisierung teils an das Königreich Bayern, teils an das Königreich Württemberg fielen.
Ursprung
Die Schenken von Stauffenberg wurden urkundlich erstmals 1262 erwähnt und gehören damit dem Uradel an. Nachdem sie das erbliche Schenkenamt bei den Grafen von Zollern innehatten, wurde „Schenk“ zum Bestandteil ihres Nachnamens. Sie gehörten somit zum Ministerialadel. Sie sind nach der im 16. Jahrhundert abgegangenen Burg Stauffenberg in Sichtweite der Burg Hohenzollern bei Hechingen benannt. Von dieser kleinen Ministerialenburg über der Starzel, zwischen Stein und Rangendingen, besteht heute nur noch der Wirtschaftshof, sie selbst lag am steilen Abhang zur Starzel (Stauffenberg = stauffer Berg = steiler Berg), wo heute nur noch einige Erdbewegungen im Wald für den Fachmann erkennbar sind. Nach dieser Burg benannten sich die zollerischen Truchsessen und ab 1317 Schenken von Stauffenberg.
Es spricht manches für die Annahme, Schenk von Zell sei der ursprüngliche, ältere Name der Stauffenberger gewesen. Danach hätte ihr Ursprung in der im 15. Jahrhundert abgegangenen Burg Zell (Gemarkung Hechingen-Boll) gelegen, wo heute die Wallfahrtskirche Maria Zell steht. Das Land um den Zollerberg war, bevor die Zollerngrafen den Berg in Besitz nahmen, Eigentum der Herren von Zell.
Die Schenken von Stauffenberg gehörten zur Reichsritterschaft (als Mitglieder im Schwäbischen Ritterkreis) und wurden 1692 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. 1785 wurde die (1833 ausgestorbene) Wilflinger Linie in den Reichsgrafenstand erhoben, 1874 ein Zweig der 1566 von der Wilflinger Linie abgespaltenen und bis heute überlebenden Amerdinger Linie in den bayerischen Grafenstand. Der andere Zweig der Amerdinger Linie verblieb im Reichsfreiherrenstand.
Abstammung
Nachdem die anderen Stauffenberg’schen Linien vor weit mehr als hundert Jahren (Katzensteiner Linie, Bach’sche Linie und zuletzt 1833 die reichsgräfliche Wilflinger Linie) ausstarben, entstammen alle heute lebenden Schenken von Stauffenberg ausschließlich der Amerdinger Linie. Die Amerdinger Linie wurde von Hans Schenk von Stauffenberg begründet, der der Wilflinger Linie entstammte und der durch seine Heirat (26. Januar 1566 in Haunsheim) mit der aus Bächingen stammenden Witwe Barbara von Westernach das Rittergut Amerdingen erwarb und damit eine neue Linie begründete. Ein Zweig der Amerdinger Linie der Schenken von Stauffenberg (seit 1698 im Reichsfreiherrenstand) wurde 1874 vom bayerischen König Ludwig II. in den bayerischen Grafenstand erhoben. Seither gibt es (abermals) einen gräflichen Zweig der Schenken von Stauffenberg (bis heute auf Greifenstein, Amerdingen, Lautlingen und Kirchlauter ansässig) sowie einen reichsfreiherrlichen Zweig (auf Wilflingen und Rißtissen).
Alle heute lebenden Grafen Schenk von Stauffenberg stammen vom Reichsfreiherrn (ab 1874: Graf) Franz Ludwig Philipp Schenk von Stauffenberg ab (* Bamberg 13. Mai 1801; † Würzburg 8. Mai 1881) ⚭ Gräfin Eleonore Butler von Clonebough gen. von Haimhausen (* Raigenring bei Aschach; † Würzburg 5. Februar 1861). Alle heute lebenden Reichsfreiherrn Schenk von Stauffenberg stammen von seinem jüngeren Bruder Friedrich und seiner Schwägerin Klementine ab: von Reichsfreiherrn Friedrich Schenk von Stauffenberg (* Wetzlar 23. Oktober 1803; † Rißtissen 2. Mai 1874) ⚭ Gräfin Caroline Klementine Butler von Clonebough, gen. von Haimhausen (* Ansbach 31. Januar 1812; † Lindau 6. November 1879). So wie Franz Ludwig und Friedrich Brüder waren, so waren ihre Frauen Eleonore und Klementine Schwestern. Der gemeinsame Ahnherr aller lebenden Schenken von Stauffenberg ist der Vater der beiden erwähnten Brüder Franz Ludwig und Friedrich: Freiherr Adam Friedrich Aloysius Franz Georg Maria Crescentia Schenk von Stauffenberg (* Bamberg 7. März 1767; † Wetzlar 14. Mai 1808) ⚭ Charlotte von Harff (* Dreyborn 6. November 1777; † Würzburg 10. Februar 1853).
Stammliste Amerdinger Linie
Wappen
In Silber ein roter Balken, oben und unten begleitet von einem blauen schreitenden Löwen, rotgezungt und golden bewehrt. Auf dem ungekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein silbern gestulpter blauer (roter) Turnierhut, im Stulp zwei auswärts geneigte, goldene und oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckte goldene Schäfte (rot belegte silberne Schalmeien).
Nachname und Anrede
Der das mittelalterliche Hofamt des Mundschenken bezeichnende Namensbestandteil „Schenk“ wird bei den Stauffenberg traditionellerweise dem Vornamen nach- und dem höherrangigen, jedoch erst später verliehenen, ehemaligen Adelstitel „Freiherr bzw. Graf von Stauffenberg“ vorangestellt (also z. B. Claus Schenk Graf von Stauffenberg). So ergibt sich der amtliche Familienname „Schenk Freiherr von Stauffenberg“ bzw. „Schenk Graf von Stauffenberg“ und entsprechend dazu die weiblichen Formen Gräfin und Freifrau (verheiratet) oder Freiin (unverheiratet bzw. geborene). Die mündliche Anrede ist jedoch nur „Graf/Gräfin Stauffenberg“ oder „Baron/Baronin Stauffenberg“, ohne „Schenk“ und „von“. (Freiherren werden traditionsgemäß mit „Baron“ angesprochen, Freifrauen mit „Baronin“, Freiinnen mit „Baronesse“.)
Anders verhält es sich bei den meisten übrigen Adelsgeschlechtern, die einstige Hofämter als Namensbestandteile führen, so den Freiherren Schenck zu Schweinsberg, den Freiherren Truchseß von Wetzhausen, den Freiherren Marschall von Bieberstein, Marschall von Altengottern oder den Grafen Droste zu Vischering – hier „klebt“ das Hofamt am Namen des Stammsitzes, der Adelstitel ist vorangestellt und die Anrede benennt nur das Hofamt: „Baron Schenck“, „Baron Marschall“, „Baron Truchseß“, „Graf Droste“ usw. Die Dalberg hingegen führten gleich zwei Namen hintereinander, Hofamt und Adelstitel, beide mit Ortsnamen verbunden: „Kämmerer von Worms, Reichsfreiherr von und zu Dalberg“. Es gibt oder gab sehr zahlreiche Adelsfamilien, die den Schenkentitel als Namensbestandteil führen, da die Hofämter an den meisten Höfen der einzelnen Reichsterritorien vergeben wurden, siehe: Liste der den Schenkentitel als Bestandteil des Familiennamens führenden Familien.
Persönlichkeiten
Die bekanntesten Stauffenberger des 20. Jahrhunderts sind:
- die Brüder:
- Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944), deutscher Offizier und Widerstandskämpfer
- dessen Frau: Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg geb. Freiin von Lerchenfeld (1913–2006)
- Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905–1944), deutscher Jurist und Widerstandskämpfer
- Alexander Schenk Graf von Stauffenberg (1905–1964), deutscher Historiker
- dessen erste Frau: Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg geb. Schiller (1903–1945), deutsche Fliegerin und Ingenieurin
- Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944), deutscher Offizier und Widerstandskämpfer
- weitere historische oder herausragende Personen dieses Adelsgeschlechts:
- Albert III. von Stauffenberg († 1421), Bischof von Regensburg und Fürstbischof des Hochstiftes Regensburg von 1409 bis 1421
- Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1644–1693), Fürstbischof von Bamberg
- Johann Franz Schenk von Stauffenberg (1658–1740), Fürstbischof von Augsburg und Konstanz
- Adam Friedrich Schenk von Stauffenberg (1767–1808), Präsident des Reichskammergerichts
- Reichsfreiherr Franz August Schenk von Stauffenberg (1834–1901), Mitbegründer der Deutschen Freisinnigen Partei, Präsident des bayerischen Landtags und Reichstagsvizepräsident
- Reichsfreiherr Franz Schenk von Stauffenberg (1878–1950), deutscher Wirtschaftsführer und Reichstagsabgeordneter
- Berthold Maria Schenk Graf von Stauffenberg (* 1934), Generalmajor a. D.
- Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg (* 1938), CSU, MdB
Schlösser
Literatur
- Gerd Wunder: Die Schenken von Stauffenberg. Eine Familiengeschichte. Mueller und Graeff, Stuttgart 1972 (= Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde. Band 11).
- Franz Menges: Schenk von Stauffenberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 676 f. (Digitalisat).
- Gerhard Friedrich Albrecht: Genealogischer Staats-Calender auf das Jahr MDCCLXXVI. Frankfurt/M. 1776, S. 115–119 (Volltext).
Weblinks
- Regesten der Geschichte der Schenken von Stauffenberg
- Die Schenk von Stauffenberg in Lautlingen
- Wappen der Stauffenberg in: „Wappen deutscher Geschlechter, Augsburg ? 1475“ | „Nikolaus Bertschis Wappenbuch besonders deutscher Geschlechter, Augsburg 1515“ | „Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches, Nürnberg um 1554–1568“ | dito | dito
- Schloss Wilflingen
- Schloss Wilflingen auf Welt der Wappen: Schloss Wilflingen und seine Wappen
Einzelnachweise




